ADAC? Eigentlich will ich doch nur den Schutzbrief für die Pannenhilfe

Das aktuelle Theater um den ADAC hat mich daran erinnert, dass ich schon lange etwas zu diesem komischen Club schreiben wollte. Ich habe mich immer gefragt, wieso nur die Leute denken, unbedingt Mitglied eines Automobilclubs sein zu müssen. Sowas kostet doch richtig viel Geld?

Dann fiel es mir ein: Der ADAC verkauft seinen Jüngern das Rundum-Wohlfühl-Paket namens "Sicherheit". Der ADAC hat derzeit mehr als 18 Millionen Mitglieder. Ich glaube einfach, dass das 18 Millionen Gebrauchtwagenfahrer sind, die Angst vor einer Panne haben. Denn wen soll man denn bitteschön rufen, wenn das Auto liegen bleibt? Natürlich: Die "gelben Engel"! Vielleicht war schon der eigene Vater Clubmitglied. Und der Onkel auch. Die "gelben Engel" sind für den ADAC die Existenzberechtigung. Und der Türöffner zum Portemonaie der Mitglieder.

Denn längst ist der ADAC zu einem florierenden Großunternehmen geworden, das alle möglichen Produkte vertickt. Dazu zählen Kreditkarten, Versicherungen oder Handytarife. Club-intern heisst sowas natürlich "Vorteile für Mitglieder". Schnäppchenalarm? Keineswegs. Schauen wir mal genauer hin:

Mitgliedervorteile? Nö, Preisvergleich!

So bietet der Club seinen Mitgliedern 10 Prozent Rabatt auf die Mobiltelefon-Tarife des Anbieters "Base". Im gut vergleichbaren "Base all in classic" zahlt der Interessent also nicht 20 sondern 18 Euro. Das sind 24 Euro Ersparnis pro Jahr. Ein gutes Angebot, falls man das e-Plus Netz mag und ohnehin mit "Base" telefonieren möchte. Wäre da bloß nicht die ADAC-Jahresgebühr von mindestens 49 Euro...

Eine Familien-Reiseversicherung kostet beim ADAC (abhängig vom Versicherungsumfang und Reisepreis) zwischen 59 und 439 EUR im Jahr. Das ist schon die günstige Variante, nur für Mitglieder. Ein Blick zur Stiftung Warentest verrät, dass es besser bewertete Angebote (z.B. AGA oder Würzburger) gibt. Zu einem ähnlichen Preis. Hm.

Und eine kostengünstige Kreditkarte findet sich an jeder Ecke im Internet. Die günstigste ADAC-Kreditkarte kostet 19 Euro Jahresgebühr. Damit kann man nicht einmal im Inland kostenfrei Geld abheben. Sieht nach meiner Meinung auch nicht gut aus für den gelben Riesen.

Okay, aber die Pannenhilfe ist wirklich wichtig

Absolut! Die Männer und Frauen der "Gelben Engel" machen da draussen einen großartigen Job. Es ist gut, dass es dieses Angebot gibt. Aber es ist zu teuer!

Die Pannenhilfe kann man doch in Form eines Schutzbriefs bei vielen Kfz-Versicherungen dazubuchen. Beispiel: Bei der HUK Coburg kostet diese Leistung ganze 12 Euro im Jahr. Und es funktioniert! Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Über Partner sogar im Ausland.

Ein Jahr ADAC hingegen kostet zwischen 49 und 139 Euro! Dafür bekommt das glückliche Mitglied aber auch die Mitgliederzeitschrift "Motorwelt". Dort kann man sich darüber informieren, welche Funktionäre sich bei welchem Event die Hände geschüttelt haben. Mit Foto. Oder man kann bei lustigen Mitgliederabstimmungen mitmachen. So könnte man an der Wahl zum Auto des Jahres teilnehmen. Könnte! Macht aber kaum einer. Denn das interessiert offensichtlich kaum ein Mitglied wirklich. Ist kein Wunder, lieber ADAC. Die Leute wollen keine Gewinnspiele, sondern nur die Pannenhilfe. Keine Funktionäre, sondern "gelbe Engel".

Ich bin schon vor 10 Jahren ausgetreten. Aus wirtschaftlichen Gründen...

Artikel Update am 30.10.2014 | Thema: Schutzbrief statt ADAC